Kultur

Das Phänomen Harry Potter – Premiere in Hamburg

4. März 2020
Das achte Abenteuer feiert Mitte März seine erste nichtenglischsprachige Premiere weltweit im Hamburger Mehr! Theater. Der Zauberlehrling als Wirtschaftsfaktor

19 Jahre ist es her, dass Harry, Ron und Hermine Lord Voldemort – oder den, „dessen Name nicht genannt werden darf“ – endgültig besiegt haben. Sieben Bände und acht Kinofilme (der letzte Band ergab zwei Filme) hatte der von Joanne K. Rowling erdachte Kampf gedauert. Nun, in Harry Potter und das verwunschene Kind, sind die Helden erwachsen und haben den Stab an die nächste Generation weitergegeben. Wiederum gerät die gesamte magische Welt in Gefahr und in dem erneuten Kampf von Gut gegen Böse geraten Zeitlinien durcheinander und Tote sollen zum Leben erweckt werden.

42 Millionen Euro investiert

Um die magischen Szenen möglichst authentisch zu inszenieren, hat die Mehr-BB Entertainment GmbH 42 Millionen Euro investiert. Etwa die Hälfte ist in die Produktion selbst geflossen, die andere Hälfte in die umfangreichen Umbaumaßnahmen des Mehr! Theaters. Bis Anfang Februar wurde das Theater in der Großmarkthalle komplett umgebaut. „Wir haben uns von dem Ein-Raum-Konzept zugunsten einer klassischen Theateranmutung mit Seitenfoyers links und rechts verabschiedet“, erläutert Maik Klokow, Produzent und Geschäftsführer von Mehr-BB Entertainment.

Verblüffende Effekte erzeugen Magie 

Durch die Umbaumaßnahmen hat sich die Kapazität des Mehr! Theaters halbiert. Statt 3.400 Zuschauern werden bei Harry Potter und das verwunschene Kind nur noch 1.670 Fans Platz finden. Das jedoch führt zu einer intimeren Atmosphäre und kommt der Akustik zu Gute, die zudem durch den Einsatz von Acoustic-Panels optimiert wurde.

„Schließlich ist es ein Schauspiel, da müssen die Zuschauer jedes Wort verstehen, in der ersten Reihe ebenso wie in der letzten“, so Klokow.Aber sie sollen nicht alles sehen. Zumindest nicht alles durchschauen. Um die Magie der Zaubertricks zu erhalten, wurde ein ausgeklügeltes Lichtsystem entwickelt. „Es geht darum, die Zuschauer zu überraschen und zu verblüffen. Und das erfordert ein sehr präzises Lichtsystem in Kombination mit einem guten Showlicht-Konzept, das besondere Szenen unterstützt.“

Nach London, New York, San Francisco und Melbourne – nun Hamburg!

Denn das Publikum ist gnadenlos, weiß Klokow. Kritik und Mund-zu-Mundpropaganda werden entscheidend sein für den Erfolg des Stückes. In London, New York, San Francisco und Melbourne hat sich das neueste Harry-Potter-Abenteuer bereits bewährt, doch Hamburg wird die erste nichtenglischsprachige Produktion weltweit sein. Die Standortsuche lief am Ende auf Berlin oder Hamburg hinaus. Die Hansestadt punktete als drittgrößter Musical-Standort der Welt hinter New York und London. „Unsere Inszenierung ist kein Musical, sondern ein Schauspiel in dem auch Musik gespielt wird. Doch das hohe Touristenaufkommen in Hamburg, das an spannendenden Theaterinszenierungen interessiert ist, macht den Standort für uns natürlich attraktiv“. 

Kulturstandort Hamburg

Tatsächlich entfaltet die Hansestadt eine zunehmende kulturelle Strahlkraft, nicht nur unter Musicalfans. Neben dem Touristenmagnet Elbphilharmonie lockt das Reeperbahn Festival die internationale Musikszene. Und die Bedeutung der Kulturfabrik Kampnagel, als eine international renommierte Produktions- und Spielstätte, wurde jüngst auch seitens des Bundes unterstrichen – durch die Bewilligung von bis zu 60 Millionen Euro für eine Generalsanierung der Kultureinrichtung. Hamburg unterstützt die Modernisierung in Kofinanzierung mit der gleichen Summe. Last but not least: Hamburg ist die Harry-Potter-Stadt. Der Carlsen Verlag in Hamburg-Altona holte die Buchserie, die zu den erfolgreichsten aller Zeiten zählt, nach Deutschland. 

Beispiellos hohe Erstauflagen

Bis heute haben sich die Harry Potter-Bücher über 36 Millionen Mal verkauft – in Deutschland. Weltweit liegt die Verkaufszahl bei weit über 500 Millionen Exemplaren. Die Abenteuer des Zauberlehrlings wurden in 80 Sprachen übersetzt und haben zu bis dato ungekannt hohen Erstauflagen geführt. Startete etwa Band 4 im Jahr 2000 mit einer Million Exemplaren, waren es 2007 bei Band 7 bereits drei Millionen Exemplare. „Die unglaubliche Resonanz, die wir auf neue Ausgaben erfahren, und die Intensität, mit der die Fans sich im Social Web über ihr Lieblingsthema (das für viele auch ein Lebensthema ist) austauschen, beeindrucken uns tief und sind nach über zwanzig Jahren der Verfügbarkeit absolut einmalig“, erklärt Renate Herre, verlegerische Geschäftsführerin beim Carlsen Verlag. 

Harry Potter zaubert Verlag in neue Erfolgsregionen

Auch für den Verlag selbst war der Coup, Harry Potter zu verlegen, geradezu magisch. „Der Harry-Potter-Erfolg hat den Carlsen Verlag innerhalb kurzer Zeit in eine andere ‚Spielklasse‘ katapultiert. Nicht nur im Umsatz, sondern auch im Hinblick auf die Programmbreite und die Mitarbeiterzahl sind wir in sehr kurzer Zeit erheblich gewachsen und haben uns zum größten Kinder- und Jugendbuchverlag im deutschsprachigen Raum entwickelt“, betont Herre. So betrug der Umsatz des Verlages im Jahr 1999, als Band 2 und 3 erschienen, 33,6 Millionen DM, 2019 lag er bei 76 Millionen Euro. Und die Mitarbeiterzahl stieg im selben Zeitraum von 39 auf 159 Mitarbeiter.

Herausforderung: Ikonisierte Figuren auf die Bühne bringen

Mit den magischen Abenteuern lässt sich also Geld verdienen. Bei privaten Theaterbetreibern wie der Mehr-BB Entertainment GmbH führt bei der Weg in die Gewinnzone über die Eintrittsgelder, Gastronomie und Fanartikel. „Merchandise hat daran einen eher kleinen Anteil, aber für die Gastronomie haben wir extra einen eigenen Pavillon direkt vor dem Theater gebaut“, so Klokow. Letztlich sind es jedoch die Darsteller, die für ein volles Haus sorgen. 

„Die größte Herausforderung lag im Casting der 35 Schauspieler im Alter von 17 bis 70“, erzählt Klokow. Denn die müssen glaubhaft die geradezu ikonisierten Figuren auf die Bühne bringen und dazu eine beachtliche handwerkliche Leistung erbringen. Harry Potter und das verwunschene Kind wird in zwei Teilen á zweieinhalb Stunden reiner Spielzeit aufgeführt. „Das ist sehr viel Text, ergänzt durch das Genre Zauberei sowie Musik- und Tanzelemente. Da müssen die Darsteller für das Thema brennen“, so Klokow.
ys/kk

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