„Die Daten sollen Aufschluss geben über die kommunikativen Praktiken, die sich mithilfe der Pronomen ergeben und darüber, inwieweit sie sich über die Epochen betrachtet etablieren, verändern oder ob sie wieder verschwinden“, erklärt Forschungsgruppenleiter Prof. Dr. Wolfgang Imo vom Institut für Germanistik der Universität Hamburg. In sieben Teilprojekten sollen in einer Kombination aus Grammatik und Sprachgebrauch unter anderem folgende Fragen beantwortet werden: Welche Rolle spielen Textsorten und kommunikative Gattungen für die Auftretenswahrscheinlichkeit von bestimmten Pronomen? Oder: Wie entsteht durch die Verwendung von Pronomen soziale Positionierung?
Ich, du, er, sie, wir – Pronomen, sogenannte „Fürwörter“ für Personen, Gegenstände, Zustände oder Sachverhalte, sind in unser aller Munde. Doch wie wurden sie einst konkret im Alltag verwendet und welche Wirkung haben sie heute? Das untersucht die neue Forschungsgruppe „Praktiken der Personenreferenz: Personal-, Indefinit- und Demonstrativpronomen im Gebrauch“ am Institut für Germanistik der Universität Hamburg, die voraussichtlich Ende 2022 ihre Arbeit startet. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert diese linguistische Untersuchung über vier Jahre mit rund zwei Millionen Euro. Besonders der Wissenschaftsnachwuchs soll hier berücksichtigt werden. Drei der sieben beteiligten Forscher:innen sind Postdocs.
Universität Hamburg: Forschung zu kommunikativen Praktiken
Sprachgebrauch über die Epochen hinweg und in aktuellen Medien
Auf Grundlage unterschiedlicher Datensets soll empirisch erforscht werden, wie Pronomen in unterschiedlichen medialen Kontexten und im heute gesprochenen und geschriebenen Deutsch gebraucht werden. Dafür werden beispielsweise Interaktionen zwischen Arzt bzw. Ärztin und Patient:in, private Tischgespräche, Messenger-Chats und Zeitungsleserbriefe in den Blick genommen. Außerdem sollen Schriften aus verschiedenen Epochen systematisch untersucht werden. Ebenso im Fokus der Forschungsgruppe am Institut für Germanistik der Uni Hamburg: ein Austausch über die besten Praktiken bei der Verschlagwortung und automatischen Auswertung der Datensets.
mm/sb
Quellen und weitere Informationen
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Forschungsgruppen sollen es Wissenschaftler:innen ermöglichen, sich aktuellen Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Zurzeit fördert die DFG 186 Forschungsgruppen, 13 klinische Forschungsgruppen und 15 Kolleg-Forschungsgruppen. Letztere sind speziell auf geistes- und sozialwissenschaftlichen Arbeitsformen zugeschnitten. Rund 10,4 Millionen Euro wurden bereits für die Forschungsgruppen bereitgestellt, vor allem um neue Projektstellen für Nachwuchswissenschaftler:innen zu schaffen. Die Mittel fließen maximal zwei Mal vier Jahre lang.