Im Kinosaal war es während der Aufführung von Stummfilmen niemals still, denn die Filme wurden mit Musik unterlegt. Diese wurde häufig für den jeweiligen Film zusammengestellt oder komponiert. Allerdings wurden die Partituren dieser Musik in der Forschung bislang wenig beachtet. Oliver Huck will sich deshalb ab April 2024 Partituren und Filme in Archiven in Deutschland, Italien, Frankreich und den USA genauer ansehen. „Filmmusik ist die wirkungsmächtigste neue Musikgattung im 20. Jahrhundert“, erklärt Huck. Doch die Stummfilmmusik unterscheide sich von der modernen Filmmusik. Historische Musikwissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Stummfilmmusik eine eigenständige Ebene des Erzählens in der Dramaturgie darstellt. Nichtsdestotrotz könnte sich die musikalische Dramaturgie der Stummfilme auf die heutige Filmmusik ausgewirkt haben. Zur Beantwortung dieser Fragen wird das Vorhaben von der DFG über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert.
Wie hat die Stummfilmmusik die Entstehung der heutigen Filmmusik beeinflusst? Und wie politisch war die Hamburger Kunsthalle im geschichtlichen Verlauf von 1933 bis 1969? Zwei Forschungsprojekte am Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Hamburg wollen diesen Fragestellungen nachgehen. Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Oliver Huck will die Entstehung und Formen der Stummfilmmusik bis 1918 untersuchen. Dafür erhält er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 750.000 Euro. Auch die Kunsthistorikerinnen Prof. Dr. Iris Wenderholm von der Uni Hamburg und Dr. Ute Haug von der Hamburger Kunsthalle erhalten eine Förderung der DFG in der Höhe von knapp 700.000 Euro. Gemeinsam wollen sie die Vereinnahmung der Kunsthalle für politische Zwecke untersuchen.
Forschung an Uni Hamburg zur Dramaturgie der Stummfilmmusik
Die politische Vereinnahmung der Hamburger Kunsthalle
Die Hamburger Kunsthalle wurde im 19. Jahrhundert von Hamburger Bürgern gegründet. Welchen Einfluss hatte also die Stadtgesellschaft auf die Kunstsammlung und wie wurde diese für politische Zwecke vereinnahmt? Iris Wenderholm und Ute Haug untersuchen dafür in verschiedenen Teilprojekten das Wirken des Museums in unterschiedlichen Phasen, von der nationalsozialistischen Machtübernahme über die Zeit der Besatzung bis zur Etablierung der Bonner Republik. „Die Hamburger Kunsthalle als führendes Kunstmuseum der Stadt hatte durch ihre Einbettung in regionale und nationale Netzwerke einen besonderen politischen Stellenwert“, erklärt Wenderholm. Die Kernfrage des Forschungsprojekts sei, inwiefern diese Netzwerke einen Einfluss auf das Museumsgeschehen und die Sammlung hatten, so Haug. Dafür soll neben Archiven der Kunsthalle und des Auswärtigen Amts auch in Paris und Los Angeles geforscht werden. Die DFG fördert das Projekt für eine Dauer von drei Jahren. Der Projektstart ist für Herbst 2023 vorgesehen.
nj/sb