Tourismus

Glamping und Instagram-Moments: Trends in der Hotellerie

11. Januar 2018
Hamburger Designer verraten, was internationale Hotelgäste sich wünschen. Kuschlige Rückzugsorte, Naturdesign oder futuristische Elemente?

Hamburg ist eine beliebte Touristendestination, auch in diesem Jahr eröffnen wieder neue Hotels. Dabei muss sich jedes Haus seine Zielgruppe erschließen. Welcher Hospitality-Trend aktuell erfolgreich ist, weiß Corinna Kretschmar-Joehnk von JOI Design.

Der neueste Trend im Hospitality Design: Back to nature! „Auch Gemütlichkeit und eine Art Wohnzimmer-Atmosphäre in der Hotellobby ist noch stark angesagt“, weiß Corinna Kretschmar-Joehnk, die zusammen mit Ihrem Mann Peter Joehnk das Unternehmen JOI-Design führt. Die beiden Innenarchitekten haben sich auf die Entwicklung und Durchführung von design-orientierten Konzepten für die internationale Hotellerie spezialisiert. Corinna Kretschmar-Joehnk ist seit über zwanzig Jahren im Geschäft und hat schon so manche Richtungsänderung miterlebt. Heute steht der Gast längst bei allen Design-Entscheidungen im Vordergrund. Das war nicht immer so, erzählt die 51-Jährige.

Experimente: Von Purity bis zum Einsatz von Robotern

Inzwischen haben sich Hotelgäste zu einer anspruchsvollen Klientel entwickelt, deren Bedürfnisse sich relativ schnell ändern. Die Designsprache reicht von minimalistisch und funktional über verspielt und kuschlig bis zu cool und innovativ. Und gerade in den vergangen Jahren wurde bei der Entwicklung eines innovativen Designs viel Verrücktes ausprobiert und angedacht – von konsequenter Purity, also einem Raum ganz in Weiß, bis zum Einsatz von Robotern. Für welchen Stil sich ein Haus schließlich entscheide, sei vor allem eine Frage der Zielgruppe, Storytelling lautet hier das Zauberwort.

Instagram Moments

Als Meister des Storytellings in diesem Bereich nennt die Expertin Christoph Hoffmann, Co-Founder und CEO der 25hours Hotels Company. „Natürlich haben wir mit unserem Design schon immer Geschichten erzählt, doch die 25hours Hotels haben es als erste derart ausgeklügelt und konsequent umgesetzt.“ So greifen die einzelnen Häuser die Geschichte ihres Standorts, der Nachbarschaft und der Immobilie selbst auf und übersetzen sie in Designsprache. Damit haben die 25hours Hotels den Claim „Kennen Sie eins, kennen Sie keins“ entwickelt.

Durch viele liebevoll zusammen getragenen Deko-Elemente entstehen sehr individuelle Häuser – und das hat einen ausgesprochen praktischen Nebeneffekt. „Wir nennen ihn Instagram Moments: Die Gäste machen mit den verschiedenen Gimmiks Selfies, stellen sie ins Netz, bekommen Likes und das führt zu großer Publicity.“ Diese Form des viralen Marketings habe durchaus ihren Wert, doch sie führe auch dazu, dass vor allem junge Zielgruppen stets auf der Suche nach neuen Selfi-Motiven sind.

Honig vom Bienenstock auf dem Hotel-Dach

So sorgt die anhaltende Nutzung von sozialen Medien aktuell als Treiber für eine konstant gute Auftragslage für JOI Design und die gesamte Branche. „Wir erleben tatsächlich eine Art Boom“, bestätigt Kretschmar-Joehnk. Und sie stellt fest: „Gerade jungen Reisenden sind Aspekte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Sie wollen die Stadt mit dem Fahrrad erkunden und die Lebensmittel im Restaurant sollen aus regionalem Anbau kommen. Am besten, der Honig kommt direkt aus dem Bienenstock auf dem Dach des Hotels.“

Konzept “Glamping” wird in die Stadt transportiert

Das Streben nach Nachhaltigkeit und die Rückbesinnung auf die Natur, die den aktuellen Trend im Hospitality Design auszeichnen, versteht Kretschmar-Joehnk als eine Reaktion auf die Schnelllebigkeit und Reizüberflutung unserer digitalen Zeit. „Gäste wünschen sich eine Auszeit von ihrem hektischen Alltag, sie wollen ´runterkommen`, und wo geht das besser als in der Natur?“ Gleichzeitig möchten sie jedoch nicht auf den Komfort eines Hotels verzichten – und so entstand: “Glamping”.

Der Trend zum Glamourösen Camping stammt aus den USA und hat sich inzwischen auch in Deutschland durchgesetzt. „Und dieses Konzept wird aktuell in die Stadt transportiert“, weiß Kretschmar-Joehnk. So entstehe durch konsequenten Designeinsatz ein Natur-Ambiente im Hotel, das kombiniert mit dem Blick aus dem Fenster auf die Skyline der Stadt, einen attraktiven Kontrast biete.

Uniformierung auf dem Rückzug

So haben anspruchsvolle Erlebnis-Reisende nur noch die Qual der Wahl. Aber wie ist es mit der großen Zahl der Vielreisenden – schätzen die nicht gerade das Gewohnte? „Basics wie Matratzen und Duschen müssen immer stimmen. Aber sie müssen ja nicht immer gleich verpackt sein“, findet die Expertin. Dahinter stehe der Wunsch des Gastes sich wertgeschätzt zu fühlen.

Selbst Hotels, die bisher sehr erfolgreich auf den Wiedererkennungswert einer Uniformierung gesetzt haben, schwenken aktuell um, weiß Kretschmar-Joehnk. „Die Budget Design Hotelmarke Motel One, die europaweit vertreten ist, bringt aktuell zunehmend Lokalkolorit in ihre Häuser. Dazu werden beispielsweise am jeweiligen Standort angesagte Künstler engagiert, um auf den ersten Blick für den Gast zu kommunizieren: Jetzt bist du in Hamburg!“
ys/kk

Quellen und weitere Informationen

JOI-Design, gegründet 1984 Peter Joehnk, zählt zu den führenden europäischen Innenarchitektur und Design Studios. Am Standort Hamburg-Alsterdorf plant und entwickelt das gut 40-köpfige JOI-Team Hospitality Design Projekte für Kunden in aller Welt: Von kleinen, eigentümergeführten Boutique-Hotels über internationale (Luxus)Ketten – darunter etwa Hyatt, Marriott, Hilton, Steigenberger oder Radisson – bis zu luxuriösen SPAs und Restaurants.

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