Wer nun den Flagshipstore betritt, begegnet neben Optikern aus Fleisch und Blut fünf kleinen Roboter-Butlern aus dem Hause Temi, einem israelisch-chinesisch-amerikanischen Startup, das sich auf „Personal Robots“ spezialisiert hat. „Unsere Kunden stöbern klassisch durch das Angebot in den Regalen und wenn sie sich für ein Modell interessieren, reicht ein Klick mit dem iPad und unser Roboter-Butler bringt dank RFID-Technik das gewählte Modell beispielsweise in einer anderen Farbe oder Größe“, erläutert Edel-Optics-Gründer und -Geschäftsführer Dennis Martens. „So wird der physische Prozess digital unterstützt", ergänzt Michael Busch, zweiter Geschäftsführer von Edel-Optics.
Im Schaufenster des neuen Flagshipstore von Edel-Optics am Ballindamm hängt ein „Magic Mirror“. Sobald die Kamera den Kunden erfasst, wird ein Brillenmodell aus der Auslage ins Gesicht projiziert. Die digitale Anprobe im Vorbeigehen soll neugierig machen – und idealerweise den Kunden ins Geschäft locken. Ein guter Ansatz, schließlich sehen Experten in attraktiven Einkaufserlebnissen einen wesentlichen Baustein, um Menschen auch weiterhin für den stationären Handel zu begeistern.
Der physische Prozess wird digital unterstützt
17 Lagerroboter verwalten 250.000 Artikel
Besonders stolz ist Martens auf die große Auswahl, die er seit Ende November am Ballindamm bereithält. Gleich hinter dem Store befindet sich das integrierte Lagerzentrum, in dem 17 Lagerroboter 250.000 Artikel verwalten. „Wir haben hier das gesamte Online-Lager im Zugriff – damit lagert hier ein zweistelliger Millionenbetrag.“
Online- und Offline-Welten zusammengeführt
Edel-Optics, gegründet 2009 von Dennis Martens und Tomislav Karajica, betreibt aktuell Webshops in 53 Ländern sowie nun fünf stationäre Stores in der Metropolregion Hamburg und kombiniert beide Welten: Online und Offline. „Für jeden Store gibt es eine eigene Landingpage“, erklärt Martens. Wer online aussucht, kann das gewünschte Modell im Ladengeschäft abholen – und hier vielleicht die digitale Anprobe noch einmal real und haptisch überprüfen. Für die Anprobe im Netz steht wiederum ein „Magic Mirror“ zur Verfügung: eigenes Foto hochladen und gewünschtes Brillenmodell auf der virtuellen Nase probieren.
Wachstumsentwicklung durch Corona ausgebremst
Der Omnichannel-Optiker erzielte 2019 einen Umsatz von 23 Millionen Euro. Für 2020 war ein deutliches Wachstum geplant. „Doch auch uns hat Corona ausgebremst“, sagt Martens. Dass die Zulieferländer Italien und China von der Pandemie besonders betroffen gewesen waren, hat auch Edel-Optics zu spüren bekommen. Trotzdem seien seine Wachstumsambitionen ungebrochen, betont er. Die coronaunabhängige Marktentwicklung gibt ihm recht. Längst hat sich die Brille vom „Heilmittel“ zum Modeaccessoire entwickelt. Immer mehr Kunden entscheiden sich für eine Zweit-, Dritt- oder Viertbrille, um für jede Situation das passende Modell parat zu haben. Entsprechend verzeichnet der Markt ein kontinuierliches Wachstum: 2019 stieg der gesamte Branchenumsatz um 3,8 Prozent auf knapp 6,5 Milliarden Euro.
ys/sb