Umweltschutz

Camm Solutions: Schluss mit Mikroplastik

18. Juni 2024
To-go-Becher setzen mit jedem Schluck Tausende Mikroplastikteilchen frei. Ein Hamburger Startup hat eine Kunststoff-Alternative entwickelt

Viel zu oft bedeutet „Coffee-to-go“ noch immer „Müll-to-go“. Denn letztlich macht die Kunststoffbeschichtung in den Pappbechern eine vollständige Zersetzung in der Natur nahezu unmöglich. Dazu kommt: „Ein Heißgetränk in einem normalen Becher setzt etwa 25.000 Mikroplastikteilchen frei, die wir konsumieren“, weiß Nanda Bergstein, die zusammen mit Gründer Christoph Bertsch das Geschäftsführer-Duo von Camm Solutions bildet. Das 2019 gegründete Startup hat einen neuartigen Kunststoff entwickelt, der wasserlöslich und biologisch abbaubar ist, ohne Mikroplastikteilchen freizusetzen.

Marktreife für mikroplastikfreien Becher 

„Unser Material „Camm“ ist eine Kombination aus PVOH – einem thermoplastischen Kunststoff – und weiteren ökologischen Materialien und zeichnet sich durch vielseitige Anwendungsmöglichkeiten aus“, erklärt Bergstein. Eine davon ist ein mikroplastikfreier Becher, den die Greentech-Plattform gerade zur Marktreife gebracht hat. „Marktreife bedeutet für uns, dass die Produktion auf Standardmaschinen bei normaler Geschwindigkeit funktioniert.“ Denn nur wenn die Camm-Produkte bei herkömmlichen Produktionsbedingungen bestehen können, schafft es die Produktinnovation aus der Nische in den Markt, ist die Expertin überzeugt, die schon für Tchibo und die Otto Gruppe im Feld Nachhaltigkeitsmanagement tätig war. „Während dieser Zeit habe ich durchaus viele spannende Ansätze erlebt, doch das Problem war am Ende immer die Skalierbarkeit.“

Camm-Geschäftsführerin Nanda Bergstein
Nanda Bergstein, Geschäftsführerin von Camm Solutions

Gesamtes Ökosystem vom Rohstoff bis zum Recycling

Die hatte Christoph Bertsch von Anfang an im Blick. Für Camm holte der Serienunternehmer mit über 25 Jahren Erfahrung im Aufbau von Unternehmen eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe aus Shareholdern und Partnern ins Boot, die das gesamte Ökosystem vom Rohstoff bis zum Recycling repräsentieren. Auch das Unternehmen selbst ist breit aufgestellt. Seinen Managementsitz hat Camm Solutions in Hamburg, weitere Niederlassungen gibt es in Spanien, der Schweiz und den USA. Ein neuer Produktionsstandort ist aktuell an der Ostküste der USA in Planung.

Mikroplastikfreier Becher
Mikroplastikfreier Becher

Multilayer-Verpackungen ohne Mikroplastik

„Indem wir unseren Becher zur Marktreife gebracht haben, gilt das natürlich nun auch für alle anderen Formen von Food-Containern“, so Bergstein. Und Camm Solutions legt den Fokus auf Multilayer-Verpackungen. „Bei herkömmlichen Verpackungen sorgt ein Kunststoff-Coating als eine Art Barriere dafür, dass zum Beispiel kein Sauerstoff oder keine Fette an das Produkt gelangen. Nur war dieses Coating bislang nicht recyclingfähig bzw. hat die anderen Bestandteile der Verpackung aneinandergeklebt, so dass sie am Ende des Produktlebenszyklus verbrannt werden mussten.“ Der Camm-Layer hingegen könne in der Papiertonne entsorgt werden und löst sich während des Recyclingprozesses in seine ursprünglichen Bausteine Sauerstoff, Kohlenstoff und Biomasse auf. „Das ist möglich, weil wir Camm je nach Bedarf designen können: wasserlöslich oder wasserfest, hitzebeständig und mit einer Lebensdauer von einem, zehn oder zwanzig Jahren“, erläutert Bergstein.

Zukunftsvision: Camm-Produkte als Kohlenstoffspeicher

Zu den Camm-Kunden gehören namhafte Logistik- und Verpackungsunternehmen in Europa, aber auch etwa der Pyrotechnik-Produzent Grucci mit Sitz im US-Bundesstaat New York. „Grucci hat die Plastikbestandteile in seinen Feuerwerkskörpern durch Camm ersetzt. Wenn nun also nach der Wahl der neue oder alte Präsident mit Feuerwerk begrüßt wird, geschieht das ohne die Freisetzung von Mikroplastik.“ Und was ist das nächste Ziel von Camm Solutions, das Bergstein am liebsten mit einem großen Feuerwerk feiern würde? „Unser Ziel ist es, die Lösung für nachhaltige Verpackungen so ganzheitlich zu gestalten, dass sie als Kohlenstoffspeicher fungiert und somit hilft, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren. Und damit kommerziell erfolgreich zu sein.“
ys/mm

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