„Der Wettbewerb um Arbeitskräfte, die nicht einer klassischen Büroarbeit nachgehen, ist härter als je zuvor. Es geht um einen deutlich wahrnehmbaren Arbeitskräftemangel – und das unabhängig von Konjunkturschwankungen“, sagt Frank Hassler, verantwortlicher Vorstand für das Geschäftsfeld Recruiting und Employer Branding der New Work SE. Arbeitsstellen abseits der Büroarbeit lassen sich laut Studie nur schwer besetzten. Ausschlaggebend sind dabei nach Angaben der Arbeitgeber:innen zu wenig Arbeitskräfte am Markt (83 Prozent), zu geringe fachliche Qualifikation (62 Prozent) und zu hohe Gehaltsansprüche (55 Prozent). Vor allem im Dienstleistungssektor (95 Prozent) und in der Industrie (94 Prozent), aber auch im Handel (88 Prozent) sind Fachkräfte schwer zu gewinnen. Bei knapp jedem zweiten befragtem Unternehmen dauere es deshalb drei bis sechs Monate, um eine Stelle neu zu besetzen.
Der Fachkräftemangel gehört zu den größten Herausforderungen für Unternehmen – das belegt nun auch eine Studie im Auftrag der Recruitingmarke Onlyfy von Xing für sogenannte Blue-Collar-Jobs. Dazu zählen hauptsächlich körperliche Tätigkeiten in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung. Laut Studie haben 93 Prozent der Unternehmen in diesen Branchen Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Außerdem sind fast vier von zehn Befragten im Blue-Collar-Bereich generell offen für einen Jobwechsel – was vor allem an einer hohen Arbeitsbelastung und zu niedrigem Gehalt liegt.
Zu wenige Arbeitskräfte, zu geringe Qualifikation, zu hohe Gehaltsansprüche
Jede:r fünfte Befragte ist unzufrieden mit dem Job
„Unternehmen aus dem Handwerk, der Hotellerie oder dem Einzelhandel müssen im Recruiting neue Wege gehen und stärker auf die Bedürfnisse von Jobsuchenden achten, um langfristig überlebensfähig zu sein“, mahnt Hassler. Denn die Studie zeigt auch: Jede:r fünfte Befragte mit einer körperlichen Arbeit ist unzufrieden mit dem aktuellen Job. 37 Prozent der Studienteilnehmer:innen suchen deshalb nach einem neuen Job (sechs Prozent) oder denken zumindest an einen Wechsel (31 Prozent). Vor allem die Befragten der Generation Z (18 bis 29 Jahre) zeigen mit 59 Prozent eine besonders hohe Bereitschaft zum Jobwechsel. Neben einer hohen Arbeitsbelastung (45 Prozent) und einem zu geringen Gehalt (39 Prozent) beklagen die befragten Beschäftigten auch das Verhalten von Kolleg:innen (35 Prozent) und Führungskräften (34 Prozent) sowie unflexible Arbeitszeiten (21 Prozent). Für den aktuellen Arbeitgeber sprechen laut den Ergebnissen der Studie hingegen Jobsicherheit (74 Prozent), ein guter Zusammenhalt unter den Kolleg:innen (59 Prozent) und ein attraktiver Standort (54 Prozent).
80 Prozent am deutschen Arbeitsmarkt sind Blue-Collar-Beschäftigte
„Bei der Diskussion um Fachkräftemangel wird viel zu häufig auf die Bedürfnisse von Wissensarbeitern geschaut. Wir müssen viel mehr auf die Wünsche der Personen schauen, die hierzulande den Laden am Laufen halten”, so Hassler weiter. Denn die Gruppe der Blue-Collar-Beschäftigten stellt laut statistischem Bundesamt mit rund 80 Prozent die Mehrheit am deutschen Arbeitsmarkt dar. Laut Xing-Studie wünschen sich diese bei einem neuen Job vor allem Sicherheit (74 Prozent), ein höheres Gehalt (71 Prozent), einen attraktiven Standort und pünktliche Bezahlung (jeweils 69 Prozent) sowie gutes Führungsverhalten (64 Prozent). Aber auch ein sinnerfüllender Job (55 Prozent) und eine flexible Arbeitszeiteinteilung (48 Prozent) wurden als wichtige Jobkriterien genannt. Zu Letzterem gehören für 66 Prozent der Befragten Gleitzeit oder eine Vier-Tage-Woche. Für die Studie wurden etwa 1.000 Blue Collar-Arbeitnehmer:innen und 730 White-Collar-Arbeitnehmende (Büroangestellt:innen) sowie 200 HR-Entscheider:innen befragt.
nj/mm