Die Produktion in der Schiffbau-Branche ist trotz der bisherigen drei Corona-Wellen weitergelaufen, die Aufträge konnten abgearbeitet werden. „Dies ist jetzt schon über ein Jahr lang ein großer Kraftakt für die Mitarbeitenden und die Unternehmensführung. Der Aufbau von neuen Schichtmodellen, teilweise ineffektives Homeoffice und notwendige organisatorische Maßnahmen haben die Kosten deutlich erhöht“, erläutert Dr. Bernd Sitte, Vorstandsmitglied der VDMA Marine Equipment and Systems und Geschäftsführer der Dipl.-Ing. H. Sitte GmbH & Co. KG. Auch die internationalen Quarantänebeschränkungen seien für Service- und Vertriebsmitarbeitende ein Problem. Inbetriebnahmen und neue Abschlüsse werden verzögert. „Hier muss die Politik möglichst schnell internationale Lösungen bei der Anerkennung von Impfungen (Digitaler Impfpass) durchsetzen. Unsere Exportwirtschaft braucht diese Flexibilität und Schnelligkeit“, erläutert Sitte. Gleichzeitig werden in den Schiffbau-Betrieben digitale Lösungen weiterentwickelt und ausgebaut.
Die Schiffbau-Zulieferer in Deutschland können mit dem Geschäftsjahr 2020 nicht zufrieden sein, erwarten jetzt aber, trotz der noch anhaltenden Unwägbarkeiten, gute Geschäftsentwicklungen im laufenden Jahr. „Aufgrund der kurzfristig eingebrochenen Auftragslage haben wir im vergangenen Jahr unsere Umsatzziele nicht erreicht. Die derzeitige Entwicklung auf den Märkten mit deutlich ansteigenden Auftragseingängen stimmt die Branche aber optimistisch, und die Erwartungen an die Zukunft sind positiv“, sagt Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender der VDMA Marine Equipment and Systems und Vorsitzender der Geschäftsführung der SKF GmbH. „Auch wenn jetzt in Teilen der Branche die Auslastung noch nicht ausreichend ist, geben doch die steigenden Bestellungen für neue Schiffe mehr als Hoffnung für 2021 und 2022“, so Johannsmann nach einer Mitteilung von Hafen Hamburg Marketing.
Schiffbau: Reisebeschränkungen behindern Service und Vertrieb
Umsatz sinkt um 4,9 Prozent
Die deutsche Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie mit ihren 63.000 Beschäftigten (minus 2,5 Prozent im Vergleich zu 2020) verzeichnete im vergangenen Jahr durch die Corona-Auswirkungen demnach einen Umsatzrückgang um 4,9 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Die Bestellungen gingen im gleichen Zeitraum sogar um 10,9 Prozent zurück. Nach Überbrückung der Auftragsflaute in der Fertigung seien mit steigendem Auftragseingang im laufenden Jahr 2021 die weiteren Aussichten für 2022 sehr positiv.
Kunde und Wettbewerber China
Im Jahr 2020 exportierte die deutsche Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie 14 Prozent ihrer Produktion direkt in den chinesischen Schiffbau. Dieser Anteil dürfte 2021 deutlich steigen, so die Einschätzung der Experten. Im Maschinen- und Anlagenbau insgesamt habe China gerade die USA wieder als Exportmarkt Nummer 1 abgelöst. In Hamburg sind mehr als 500 chinesische Unternehmen angesiedelt. Die Hansestadt gilt als Chinas Tor zum europäischen Markt. Umgekehrt gilt Hamburg als idealer Brückenkopf für den chinesischen Markt - mehr als 700 Hamburger Unternehmen sind in der Volksrepublik aktiv.
kk