Das Unternehmen wurde im Jahre 1995 gegründet und beschäftigt heute 15 Mitarbeiter. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung und Produktion von Messsystemen für die Umweltüberwachung und Ozeanologie. Kernprodukt ist das System Wera, das 2001 vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um ein Radarsystem zur Messung von Meeresströmungen, Wellen und Wind. Das System gilt weltweit als technologisch führend und wird derzeit in über 30 Ländern eingesetzt. Es dient u. a. für Forschungszwecke, aber auch zur Tsunami-Frühwarnung und Überwachung von Schiffsbewegungen in Küstenregionen.
Auf den ersten Blick ist Helzel Messtechnik eines dieser unscheinbaren Unternehmen, wie man sie überall in der Metropolregion Hamburg findet. Doch wer hinter die Fassade des Firmensitzes am Rande von Kaltenkirchen schaut, erfährt schnell, dass hier Weltbewegendes geschieht. Für Ozeanologen und Meteorologen auf der ganzen Welt ist die Firma eine wichtige Größe.
System wird in 30 Ländern eingesetzt
Kooperation mit Forschungseinrichtungen
Helzel arbeitet eng mit internationalen Foschungseinrichtungen zusammen. So unterstützte das Unternehmen zum Beispiel ein Forschungsprojekt der Universität Hamburg, das auf der von Helzel angewandten Radartechnologie aufsetzte. Dabei ging es darum, mithilfe der Radartechnik zuverlässig Tsunamis zu erkennen, um rechtzeitig eine Warnung ausgeben zu können. Das Projekt wurde 2005 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Forschungsergebnisse wurden 2006 veröffentlicht und stießen sofort auf weltweites Interesse.
Neue Technologie zur Tsunami-Erkennung
Es gibt zwar mittlerweile ein weltumspannendes Netz an Überwachungssystemen, die zur Tsunami-Warnung eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um seismische Sensoren zur Erkennung von Seebeben, die als die häufigsten Auslöser von Tsunamis gelten. Doch längst nicht jedes Seebeben löst auch einen gefährlichen Tsunami aus, sodass die Systeme immer wieder zu Fehlalarmen führen. Die Folge davon ist, dass die von den Messstationen gelieferten Tsunami-Warnungen von den zuständigen Behörden mit einer gewissen Skepsis gesehen und oftmals zu spät oder überhaupt nicht kommuniziert werden.
Neue Forschungsergebnisse genutzt
Die von der Universität Hamburg entwickelte Lösung geht einen anderen Weg. Hier werden Radarstationen an der Küste eingesetzt, um in Echtzeit die Oberflächenströmung des Meeres zu messen. Die dabei verwendeten Radarsignale folgen der Erdkrümmung, sodass das System weit über den Horizont hinaus wirksam ist. Das System nutzt die Erkenntnis, dass eine Tsunami-Stoßwelle eine charakteristische Strömungssignatur an der Wasseroberfläche erzeugt. Diese wird erkannt und gilt als zuverlässiger Hinweis auf einen herannahenden Tsunami. Es lässt sich also mit hoher Sicherheit verifizieren, ob ein seismisch erfasstes Seebeben auch tatsächlich zu einem Tsunami geführt hat, der sich mit 800 km/h auf die Küste zubewegt.
Als die Forschungsergebnisse bekannt wurden, häuften sich bei Helzel die Anfragen nach dem WERA-System. Das System hat nach Firmenangaben weltweit einen Marktanteil von 25 Prozent. Mittlerweile wird es in mehreren gefährdeten Regionen als eine ergänzende Technik eingesetzt, um Fehlalarme zu verringern und die Zuverlässigkeit der Tsunami-Vorhersage entscheidend zu erhöhen.
Tsunamis gibt es auch in Europa
Auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht bekannt ist: Tsunamis sind kein Phänomen, das allein auf den pazifischen Raum beschränkt ist. Auch im Mittelmeer kommt es immer wieder zu Tsunamis. Dabei handelt es sich um sogenannte Meteo-Tsunamis. Sie werden nicht durch Seebeben, sondern durch bestimmte Wetterereignisse hervorgerufen, die auf die Meeresoberfläche wirken und eine mehrere Meter hohe Stoßwelle auslösen können.
Ein solcher Meteo-Tsunami trat am 1. Juni 2017 mit einer mehreren Meter hohen Stoßwelle auch an der holländischen Nordseeküste auf. Dass es hier zu keinen Todesopfern unter Badenden kam, war nur auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich der Tsunami sehr früh morgens ereignete, als der Strand noch menschenleer war.
Interessant ist auch der Einsatz des Küstenradars des Unternehmens zur Umweltüberwachung. So werden damit zum Beispiel mithilfe seiner Radartechnik entlang der gesamten europäischen Westküste gezielt Schiffe ausfindig gemacht, die Altöl abgelassen und damit das Meerwasser verschmutzt haben. Ein weiteres Beispiel dafür, welchen Erfindergeist man mitten in der Metropolregion Hamburg findet und mit welchen Innovationen mittelständische Unternehmen aus der Region weltweite Erfolge erzielen.
sw/kk