Wirtschaft

Hamburg und Japan - das hat Tradition

22. Oktober 2024
Hamburg ist kulturell und wirtschaftlich eng verbunden mit Japan. Was zeichnet die Handelsbeziehung aus?

„Tomodachi“ ist das japanische Wort für „Freund:in“. Seit 35 Jahren verbindet die Hafenstädte Osaka und Hamburg ein enges Bündnis der Freundschaft und wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Die beiden Millionenmetropolen teilen einige Gemeinsamkeiten. So wurde zum Beispiel auch Osaka nach einer Burg benannt. Doch was zeichnet Japan als Handelspartner aus? Wir haben uns die deutsch-japanische Wirtschaftsbeziehung genauer angeschaut.

Osaka und Hamburg – seit 35 Jahren Städtepartner

Die hamburgischen Beziehungen zu Japan reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Seit 1883 ist der Inselstaat mit einem Generalkonsulat in Hamburg vertreten. Am 11. Mai 1989 besiegelten die damaligen Bürgermeister Masya Nishio und Henning Voscherau die Städtepartnerschaft zwischen Osaka und Hamburg. Seitdem sind die Metropolen eng in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur miteinander verbunden. So gibt es zum Beispiel Kooperationen der Hamburger Universitäten, des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY) und des Max-Planck-Instituts. Zudem wird in Hamburg alle zwei Jahre die Kirschblütenkönigin gewählt, als Botschafterin der japanischen Kultur in der Hansestadt. Ein Privileg, das weltweit lediglich zwei Städten zuteil wird.

Von Logistik über Life Science bis zu Wasserstoff

Im Jahr 1962 eröffnete der japanische Elektronikkonzern Panasonic sein erstes europäisches Vertriebsbüro in Hamburg. Im Jahr darauf folgte Olympus. Heute gilt die Olympus Europe GmbH als größter japanischer Arbeitgeber in der Metropolregion Hamburg. Insgesamt sind rund 100 japanische Unternehmen in Hamburg beheimatet, darunter 60 Europa- oder Deutschlandzentralen. Diese schaffen rund 6.000 Arbeitsplätze. „Es gibt zahlreiche Schnittstellen mit verschiedenen Industrien, die in Hamburg und der Metropolregion stark sind, darunter Logistik, Life Science und Erneuerbare Energien“, berichtet Stefan Matz, Bereichsleiter Internationale Investitionen bei der Wirtschaftsförderung Hamburg Invest. Vor allem im Bereich Windenergie und Wasserstoff gebe es viel Austausch und Kommunikation.

Japan und Deutschland verfolgen grundsätzlich gemeinsame Interessen bei der Dekarbonisierung der Industrie mithilfe von grünem Wasserstoff. „In der jetzigen Phase des Markthochlaufs für Wasserstoff erleben wir eine sehr positive Einschätzung japanischer Unternehmen, was die Investitions- und Expansionsmöglichkeiten in Norddeutschland betrifft. Deshalb bearbeiten wir mit HY-5 diesen Markt sehr intensiv und sind seit zwei Jahren auf der Smart Energy Week in Tokio präsent", ergänzt Heike Tipmonta, Bereichsleitung Business Services in der Hamburg Invest und Projektleitung von HY-5, der Norddeutschen Initiative für grünen Wasserstoff. Das Konsortium hat in den vergangenen Jahren die Beziehungen zu Unternehmen aus Wasserstoffregionen, wie Kobe, intensiviert.

Auch japanische Gründer:innen zieht es in die Elbmetropole. So konnte sich Tsubame BHB aus Yokohama einen Platz beim Scaleup Landing Pad Hamburg 2024 sichern. Bis zum Jahresende unterstützt die Wirtschaftsförderung das vielversprechende Scaleup beim Markteintritt in Deutschland. Hierfür werden die Gründer unter anderem mit etablierten Hamburger Unternehmen gematcht. Das Tsubame-BHB-Team hat ein dezentrales Produktionssystem für Ammoniak entwickelt, welches auf einer innovativen Katalysatortechnologie für die Ammoniaksynthese basiert. Diese soll die Produktion nachhaltiger machen und zudem lange Lieferketten verhindern.

Engagement Hamburger Firmen in Japan

Blick auf Osaka aus der Vogelperspektive
In Hamburgs Partnerstadt Osaka leben rund 2,7 Millionen Menschen

Darüber hinaus ist das Engagement hiesiger Unternehmen in Japan dynamisch. Laut Handelskammer Hamburg pflegen gut 440 Firmen nach eigener Aussage wirtschaftliche Kontakte mit Japan (Stand 2023). Davon sind 49 in Japan mit einer Niederlassung vertreten. Dazu zählt zum Beispiel die Tech-Firma Jimdo. Das Unternehmen bietet ein Website-Baukastensystem an und unterhält in Tokio ein eigenes Büro. Sieben Hamburger Unternehmen betreiben in Japan eine Produktionsstätte, so die Umfrage der Handelskammer weiter.

Hafenstädte Osaka, Yokohama und Hamburg

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist für Japan – wie auch für Hamburg – der Hafen. Zusammen mit einer weitreichenden Hinterlandanbindung gelten Osaka und Hamburg als Tore zur Welt. Mit Yokohama pflegt Hamburg die älteste Hafenpartnerschaft der Stadt. Dazu gehört auch der regelmäßige Austausch von Mitarbeitenden. Dabei zählt Japan zu den Top-Handelspartnern im seeseitigen Containerumschlag. Im Jahr 2023 wurden laut Hafen Hamburg Marketing e. V. rund 130.000 20-Fuß-Standardcontainer im Direktverkehr zwischen Hamburg und Japan umgeschlagen. Das entspricht einem Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit sichert sich Japan Platz 15 im Ranking der stärksten Handelspartner. Importiert wurden im vergangenen Jahr vor allem Maschinen und Haushaltsgeräte sowie chemische Erzeugnisse und Fahrzeuge. Auf den Weg nach Japan machten sich vor allem Holzwaren, Papier, Pappe, Nahrungsmittel sowie Metalle bzw. Metallerzeugnisse. „Die Relation zwischen Japan und Hamburg gewinnt weiter an Dynamik“, bestätigt Wirtschaftsexperte Matz. Dazu trägt seit 2019 auch das EU-Japan-Freihandelsabkommen bei.

Deutsch-japanische Beziehungen mit Leben füllen

Zu den zahlreichen Akteur:innen, die die deutsch-japanischen Beziehungen mit Leben füllen, gehören die HamburgAmbassadors Nikolaus Boltze (Tokio) und Setsuo Kosaka (Kobe). Sie sind zwei von insgesamt 33 ehrenamtlichen Botschaftern, die sich in 26 Ländern der Welt für Hamburg engagieren, um die Hansestadt im Ausland noch bekannter zu machen. Insgesamt leben mehr als 1.300 Japaner:innen in Hamburg, so das Statistikamt Nord (Stand 31.12.2023). Um die Business-Community der beiden Länder noch enger zu verzahnen, wurde 2021 in Hamburg das Netzwerk „Japamburg“ gegründet – als Teil des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises (DJW).

Hamburg und Japan: Reise zur Osaka Expo 2025 geplant

Und wo geht die Reise hin? „Unsere 35-jährige Städtepartnerschaft ist lebendig und aktiv“, unterstreicht Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher. Und wirft einen Blick in die Zukunft: „Wir wollen unsere Zusammenarbeit in Zukunft auf die Bereiche Klimaschutz, Digitalisierung und Mobilität ausweiten.“ So werde zum Beispiel eine Hamburger Delegation zur Expo 2025 nach Osaka reisen.
sb/kk

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