Die Wirtschaft in Norddeutschland habe seit dem Jahresbeginn „massive Einschnitte“ im gegenseitigen Warenverkehr gespürt, so Norbert Aust, Vorsitzender der IHK Nord. Als größte Belastungen für die Handelsbeziehungen macht die IHK-Umfrage neue Zollformalitäten und gestiegene Frachtraten aus. Zudem würden steigende Rohstoffpreise, zunehmende regulatorische Unterschiede bei Produktstandards sowie Rechtsunsicherheiten beim Abschluss von Verträgen und Forderungsvollstreckungen das Geschäft behindern.
Sechs Monate nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs hemmt der Brexit die traditionell engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Norddeutschland und dem Vereinigten Königreich. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der norddeutschen Industrie- und Handelskammern (IHK Nord) unter norddeutschen Unternehmen. Demnach hätten mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Betriebe ihre Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich seit Jahresbeginn reduziert oder vorübergehend eingestellt, um die wirtschaftlichen Entwicklungen abzuwarten. Lediglich jedes zwanzigste Unternehmen erwarte in den kommenden 12 Monaten eine „eher günstige Entwicklung“ der Handelsbeziehungen.
Brexit: Zollformalitäten und gestiegene Frachtraten schwächen Handelsbeziehungen
Forderungen der norddeutschen Wirtschaftsakteur*innen
„Um die UK-Geschäfte wieder auf eine verlässliche Basis zu stellen, braucht es weiterhin eine gemeinsame Anstrengung von Politik und Verwaltung“, sagt Aust. Die norddeutsche Wirtschaft fordere, Zollverfahren und Kontrollen so schlank wie möglich halten und eine inhaltliche Ausweitung des Brexit-Abkommens zur Vereinfachung des Handels vorzunehmen. Bisher würden nur wenige Unternehmen im Norden die Vorteile des Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich aktiv nutzen.
tn/sb