„Der Kunde betritt das Geschäft, ordnet sich mit einem Klick dem jeweiligen Markt zu und startet mit einem weiteren Klick den Einkauf. Ab diesem Moment scannt er einfach den Strichcode des gewünschten Produkts und wird damit zu seinem eigenen Verkäufer direkt am Regal“, erklärt Schönfelder die App. Ist die Einkaufsliste abgearbeitet, schließt der Kunde seinen Kauf und erhält dafür einen Ausgangscode. Der wird dann in einer eigens eingerichteten Fast Lane ausgelesen und der Kunde verlässt das Geschäft ohne lästiges Warten an einer Kasse. Der Kassenbon wird elektronisch übermittelt. Aktuell ist das in zwei Pinnerberger sowie zwei Hamburger Supermärkten möglich. Seit dem Start der Testphase im Dezember 2019 konnten Schönfelder und Scharfschwerdt mehr als 5.000 App-Downloads verzeichnen.
Kontaktlos – in Coronazeiten geradezu ein Zauberwort. So wurde Mitte April das Limit für kontaktloses Bezahlen ohne Pin-Eingabe auf 50 Euro verdoppelt, um damit das „berührungslose Bezahlen als hygienische Bezahlmethode in der aktuellen Situation zu unterstützen“, wie es in einer Pressemeldung der Deutschen Kreditwirtschaft heißt. Da kommt die Koala-App eines Elmshorner Start-Ups genau zur richtigen Zeit. „Kaufen ohne Aufwand und langes Anstehen – dafür steht Koala“, erklärt Christoph Schönfelder, der zusammen mit Co-Gründer David Scharfschwerdt die Self-Scanning Lösung per Smartphone an den Start gebracht hat.
Mehr als 5.000 App-Downloads in der Testphase
Kassenprozess neu denken
Die Koala-App sei keine Edeka-Lösung, sondern ein unabhängiges System, das neben weiteren Lebensmittelketten auch in Drogerien, Tankstellen oder Baumärkten zum Einsatz kommen könnte, betont Schönfelder. „Wir wollen den Kassenprozess neu denken, die Kasse als Blockade auflösen und damit ein attraktiveres Einkaufserlebnis schaffen“, betont der 34-Jährige. Denn bislang stellt das Schlange stehen und Auf- und Abräumen der Waren aufs Laufband den letzten Kontaktpunkt mit dem Kunden dar. Nicht unbedingt eine Erfahrung, die große Lust auf den nächsten Einkauf macht. „Und da das Smartphone längst zu unserem allgegenwärtigen Begleiter geworden ist, lag ein App-Lösung nahe“, so Schönfelder – zumal sie für Händler wesentlich kostengünstiger umzusetzen sei, als eine Infrastruktur, wie sie etwa Amazon-Go-Stores erfordern, die auf Sensoren und Kameras basiert.
Flächendeckendes Self-Scanning in zwei bis drei Jahren?
Schönfelder erwartet, dass es noch etwa zwei bis drei Jahre dauern dürfte, bis sich das Self-Scanning flächendeckend durchsetzt. „Wir hoffen in 2020 auf einen Rollout.“ Dafür spreche das wachsende Interesse seitens ganz unterschiedlicher Händler. „Doch erst muss wieder Ruhe einkehren, noch sind die meisten Einzelhändler im Krisenmodus.“ Dabei kommt das Startup den Unternehmen gerade in Krisenzeiten entgegen und bietet eine schnelle Einführung sowie vergünstigte Gebühren. Parallel zur Kundeakquise seien Schönfelder und Scharfschwerdt offen für eine weitere Finanzierungsrunde. Aktuell finanziert sich das Startup durch Business Angels und konnte sich für den Next Commerce Accelerator qualifizieren. Immerhin seien kaum Marketinginvestitionen nötig, freut sich Schönfelder. „Wir setzen auf den Aha-Effekt, wenn Schlange stehende Kunden mitansehen, wie sich nebenan in der Fast Lane der Kunde einfach ausloggt und ohne Zeitverlust gehen kann.“
ys/kk