„Für alle Beteiligten ist es das oberste Ziel, eine Retraumatisierung der Kinder zu vermeiden und die Untersuchungsprozesse so kinderfreundlich und effizient wie möglich zu gestalten“, sagt Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE. Dies wäre durch die Zusammenarbeit von medizinischen, sozialpädagogischen und psychologischen Fachkräften sowie bei Bedarf von Mitarbeitenden der Jugendämter, Polizei und der Justiz an einem zentralen Ort nun besser möglich als bisher. Bislang wurden Kinder, die Opfer oder Zeuge einer Gewalttat wurden, im Kinderkompetenzzentrum des Instituts für Rechtsmedizin des UKE durch speziell geschultes Personal untersucht. Die Gespräche mit den Familien, die Befragungen der Kinder und die Aufarbeitung der Geschehen fanden an anderen Stellen statt.
Hamburg bekommt ein neues Kompetenzzentrum für Kinderschutz. Das Childhood-Haus in Hamburg-Hoheluft soll am 6. Dezember eingeweiht werden. Die Einrichtung ist eine Initiative des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Stadt Hamburg und der Hilfsorganisation World Childhood Foundation. Wie das UKE mitteilte, sollen Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeuge von Misshandlungen, sexualisierter Gewalt oder Vernachlässigung geworden sind, im Childhood-Haus in kindgerechter Umgebung und interdisziplinär unter einem Dach untersucht, beraten und befragt werden.
Childhood-Haus vereint Untersuchungsprozesse unter einem Dach
Hamburg will Zusammenarbeit der Beteiligten fördern
Das bisherige Kinderkompetenzzentrum des UKE, in dem allein 2020 fast 850 Untersuchungen von Kindern vom Säuglingsalter bis zum 18. Lebensjahr durchgeführt wurden, geht nun in das Childhood-Haus über. „Kinderschutz geht uns alle an. Wir alle müssen den Schutz der Jüngsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft sicherstellen“, so Ondruschka. Sozialsenatorin Melanie Leonhard sagt: „Kinder sollen frei von Gewalt aufwachsen. In Fällen, in denen ihr Wohl gefährdet wird, müssen alle Beteiligten sehr aufmerksam hinsehen und den Schutz der Kinder allen Anforderungen voranstellen. In solchen Verfahren spielen verschiedene Akteure eine Rolle, von den medizinischen Experten bis hin zum Jugendamt.“ Hamburg wolle diese Zusammenarbeit noch stärker fördern.
Childhood-Häuser: geschützte Orte für Kinder und Jugendliche
Childhood-Häuser werden deutschlandweit von der World Childhood Foundation nach dem skandinavischen Barnahus-Konzept („Kinderhaus“) initiiert. Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland und Kinderschutzmedizinerin, erklärt: „Unsere Erfahrungen zeigen, dass nicht nur die Zusammenarbeit im Childhood-Haus intensiviert wird, sondern auch dringend benötigte Ressourcen geschaffen werden für die direkte Arbeit mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen, sodass sie gestärkt aus dem Prozess herausgehen können.“
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