Nachdem die enorme Ticket-Nachfrage in der Eröffnungssaison den Webshop der Elbphilharmonie wiederholt überforderte, entschieden sich die Verantwortlichen in Hamburgs neuem Konzerthaus für ein anderes Verfahren des Kartenverkaufs. Für viele Konzerte der Saison 2017/18, so auch für das 3. Internationale Musikfest Hamburg (27. April bis 30. Mai 2018), erfolgte die Ticketvergabe überwiegend per Bestellverfahren. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Elbphilharmonie-Pressesprecher Tom R. Schulz. „Der Wettlauf mit der Zeit spielt so keine Rolle mehr, ebenso wenig die technische Ausrüstung. Niemand ist im Vorteil, nur weil er über einen besonders schnellen Prozessor verfügt, niemand muss zu einer festgelegten Zeit an einer der Vorverkaufsstellen sein – das kommt sowohl der Lerchen- als auch der Eulen-Fraktion entgegen.“
Am 11. Januar 2017 wurde die Elbphilharmonie feierlich eröffnet. Unter den geladenen Gästen aus dem In- und Ausland waren Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck sowie zahlreiche weitere hochrangige Gäste aus Politik und Kultur. Wegen des vermuteten großen Interesses hatte man die Eröffnung von vornherein auf einen weiteren Abend mit identischem Konzertprogramm ausgedehnt. Für beide Abende wurden 1.000 Freikarten verlost, für die sich mehr als 230.000 Bewerber registriert hatten.
Ticketvergabe per Bestellverfahren beendet Wettlauf mit der Zeit
Übersteigt die Nachfrage das Angebot, entscheidet das Zufallsprinzip
Denn immer noch sind so gut wie alle Konzerte im Großen Saal ausverkauft. „Um etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen“, so Schulz, würden die Karten für nahezu alle Eigenveranstaltungen – das sind etwa ein Drittel aller Konzerte in der Elbphilharmonie – bis auf weiteres über den Weg der Bestellung verkauft. Gingen mehr Bestellungen ein als Plätze verfügbar sind, entscheide das Zufallsprinzip. Einen Durchschnittswert, um den die Nachfrage das Angebot übersteigt, kann er nicht nennen. Für das Konzert der amerikanischen Independent-Band The National im vergangenen Oktober etwa habe es rund 54.000 Bestellungen für die 2.100 Plätze im Großen Saal gegeben. Das sei aber nicht die Regel, sondern hänge ganz vom jeweiligen Konzert ab.
Durch Newsletter bestens informiert
„Generell beruhigt sich die Situation inzwischen etwas. Die Kunden entscheiden langsam wieder mehr danach, was sie wirklich interessiert“, beobachtet Schulz. Eine Schaltfläche auf der Startseite der Elbphilharmonie-Website listet die Konzerte auf, für die aktuell noch Karten verfügbar sind. „Das sind meistens Veranstaltungen im Kleinen Saal“, sagt Schulz. Aber mit Glück fände man auch noch nicht ausverkaufte Konzerte im Großen Saal. Stets bestens informiert seien Besucher über den Newsletter der Elbphilharmonie, der über neue Konzerte, Festivals sowie Sonderaktionen informiert und darüber, wann neue Tickets in den Verkauf gehen. Dringend rät Schulz davon ab, auf bestimmten Ticketplattformen zu kaufen: „Ich hatte schon tragische Telefonate mit Besuchern, die statt der aufs Ticket aufgedruckten 18 Euro einen vierstelligen Betrag gezahlt haben. Zudem ist keineswegs gewährleistet, dass die Karten authentisch sind.“
Besucher deutlich jünger und heterogener
Im Klassikumfeld sei der Ticket-Graumarkt, auf dem Konzertkarten für ein Vielfaches des Originalpreises gehandelt werden, ein rares Phänomen, sagt Schulz. In dem Umfang wie jetzt habe es das vor der Eröffnung der Elbphilharmonie nicht gegeben. Der Reiz des neuen Konzerthauses im Zentrum der Stadt ist immer noch stark und lockt Klassik-Neulinge. „Es ist toll, dass ein derart spektakuläres Gebäude mit seinem hochklassigen Konzertangebot eine so große Attraktivität auch auf neue Hörerkreise ausstrahlt“, betont Schulz. Die Besucher seien deutlich jünger und heterogener als früher in Klassikkonzerten. Und viele von ihnen fänden das Konzerterlebnis so toll, dass sie bald wiederkommen wollen. Auch die Außenwirkung der Stadt habe sich durch die Elbphilharmonie stark gewandelt: „In kultureller Hinsicht hat Hamburg sich vorher hauptsächlich als Musicalstadt verstanden und vermarktet. Jetzt kommen auch andere Kulturtouristen.“
ys/nr